Das Feedback der Patienten ist sehr positiv

HandinHand seit zwei Monaten auch in Neuwied

Von links nach rechts: Georg Mock, Carsten Kutscher, Aurelia Ogon, Pascal Britz vor der Praxis in Neuwied-Feldkirchen

„HandinHand ist eine echte Arbeitserleichterung. Sie machen das super und wir sind sehr zufrieden“, sagen Georg Mock und Carsten Kutscher von der gleichnamigen Gemeinschaftspraxis in Neuwied-Feldkirchen zu Aurelia Ogon, Pascal Britz und Gunther Lauven. Die Pflegeexperten und der Projektleiter von HandinHand besuchten die Ärzte, um nach den ersten Wochen der Zusammenarbeit ein erstes Zwischenfazit zu ziehen und über die weitere Ausgestaltung der Zusammenarbeit zu sprechen.
Gunther Lauven: Herr Mock, Herr Kutscher, warum machen Sie beim Projekt HandinHand mit?
Georg Mock:
Wir machen mit, weil wir es für sehr sinnvoll erachten, dass Ärzte und Pflege eng zusammenarbeiten. Sie sind für mich ein gut ausgebildetes Bindeglied zwischen Ärzten und Pflege, weil sie irgendwo in der Mitte stehen von ihrer Qualifikation mit dem Zusatzstudium Pflegeexpertise an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar und ihrer Pflegeausbildung. Und das ist etwas, was wir beide hier wichtig finden. Ich sehe drei Riesen-Vorteile.
Erstens: Die Patienten freuen sich, dass sie öfter und auch noch pflegerisch kompetent gesehen werden. Zweitens: Wir Ärzte freuen uns, dass wir entlastet werden, weil wir einfach so viel zu tun haben, dass wir gar nicht so viele Hausbesuche schaffen, wie wir eigentlich gerne schaffen würden. Und drittens: Ich habe den Eindruck, dass es für alle, die in der Pflege arbeiten oder auch für Sprechstundenhilfen, einfach eine schöne Aufgabe ist, die in der Regel gerne gemacht wird, nämlich zu Patienten zu gehen und sich auch um das Medizinische und Pflegerische zu kümmern. Es ist eine win-win-win Situation.
Carsten Kutscher: HandinHand ist eine echte Arbeitserleichterung. Die Arbeit wird immer mehr, auch durch die Verschiebung der Altersstruktur, gerade in der häuslichen Betreuung. So etwas wie HandinHand ist eigentlich die Zukunft, in allen Bereichen. Es ist politisch so gewollt, dass immer mehr Arbeiten übernommen werden von nicht ärztlichem Personal. Warum sollte man die Möglichkeit, Arbeit auf viele Schultern zu verteilen, nicht wieder nutzen? Der Pflegeexperte kann in Zukunft integrierter Bestandteil des Praxisteams werden.
Aurelia-Maria Ogon: Wie erleben Sie die bisherige Zusammenarbeit im Projekt HandinHand?
Georg Mock:
Wir sind sehr zufrieden. Was unsere Erfahrungen angeht, machen Sie es super. Da sind keine Wünsche offen. Die Patienten haben bisher positiv zurückgemeldet. Die Kommunikation ist nicht einfach, aber das ist kein Kritikpunkt an Ihnen, sondern liegt am System. Was ich immer als sehr, sehr bereichernd empfinde ist, dass wenn unsere eigenen Mitarbeiter vom Hausbesuch wiederkommen und ihnen irgendetwas aufgefallen ist, wir es direkt besprechen können.
Gunther Lauven: Modernere Kommunikationsplattformen, Stichwort Telematik-Infrastruktur oder geschützter Messenger Dienst oder ähnliche Werkzeuge. Würde das die Kommunikation erleichtern?
Georg Mock:
Ich glaube das ist nicht das Problem. Wenn man sich in der Praxis-Küche sieht, kann man einfach drauflos reden. Das ist einfacher.
Pascal Britz: Sehen Sie substantielle Unterschiede zwischen Ihren unmittelbaren Praxismitarbeitern, die Hausbesuche machen, und unseren Mitarbeitern?
Georg Mock: Mir ist bewusst, dass sie ein Studium zusätzlich gemacht haben, das haben unsere Mitarbeiter nicht. Im Alltag ist das erst einmal schwer zu erkennen, was dank des Studiums mitgebracht wird. Also was sie alles im Rucksack haben, das ist mit Sicherheit eine ganze Menge. Von der Arbeit her sehe ich es als bisher gleichwertig. Wir sind eine Praxis, in der wir viel delegieren. Das ist ein wichtiger Schritt in der Diagnostik und das haben wir den Mitarbeitern schon immer zugetraut. Ich kann mich darauf verlassen, dass Sie sich ein gutes Bild machen und dass Sie auch Hinweise geben, wo etwas klemmt und hakt und dass wir dann sofort danach hingehen. Das Feedback der Patienten ist auch sehr positiv.
Aurelia-Maria Ogon: Würden Sie sich wünschen, dass man eine derartige Versorgung auch in die Regelversorgung überführen könnte?
Georg Mock:
Ja, auf alle Fälle. Ich sehe einfach einen großen Bedarf für diese Arbeit am Patienten. Wir haben zunehmend bettlägerige Patienten oder zumindest welche, die nicht in die Praxis kommen können. Die Bevölkerung wird älter und sie wird kränker und der Bedarf ist von daher wachsend. Das gepaart mit einem Hausärzte-Rückgang. Wir müssen uns was einfallen lassen als Gesellschaft, dass wir diese Lücke schließen. Die wird immer größer. Also ich fände das gut.
Pascal Britz: Thema Corona: Gibt es Interferenzen mit unserem Projekt? Haben Sie den Eindruck, dass HandinHand da hilft?
Georg Mock:
Die Leute kommen auch in Corona-Zeiten ganz viel weiter in die Praxis. Wir sind erstaunt, dass unsere Praxis in dieser Zeit mehr Zulauf hatte als je zuvor. Die Leute sitzen jetzt nicht ängstlich zu Hause und trauen sich nicht mehr in die Praxis. Sie brauchen auch keine Angst haben, weil wir uns hier auch hygienisch verhalten. Die Menschen vereinsamen stärker als je zuvor. Das kann man schon sehen. Von daher ist wahrscheinlich die Freude, jemanden zu sehen, der kommt und auch noch freundlich ist und sich kümmert in Corona Zeiten, bei vielen Leuten noch größer als eh schon.
Gunther Lauven: Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?
Georg Mock: Ich würde mir wünschen, dass Sie eine personelle Stabilität haben und das die einmal eingeteilten Mitarbeiter eine Weile bei uns bleiben. Zusammenarbeiten ist sehr wichtig. Dieses Menschliche, Zwischenmenschliche und Kommunikative wird wesentlich leichter, wenn man sich ein bisschen kennt. Wenn uns jemand etwas von einem Patienten berichtet, ist es ist entscheidend für uns zu wissen, wie derjenige drauf ist, der es beobachtet hat. Je besser ich die Menschen kenne, desto besser kann ich ihre Botschaften auch verwerten. Und darauf bin ich angewiesen, denn ich bin ja nicht dabei, wenn sie etwas sehen und hören. Mit den beiden bisher unserer Praxis zugeteilten Mitarbeitern haben wir gute Erfahrungen gemacht. Und unsere Angestellten, die lernen sie gerade erst ein bisschen kennen.Es ist wichtig, dass die Regelkommunikation glatt läuft und man sofort einen Draht miteinander hat. Beide Seiten profitieren von einer guten Kommunikation. Es ist mein Wunsch, dass es eine gute Kontinuität gibt, auch personell.
Gunther Lauven: Herr Mock, Herr Kutscher, herzlichen Dank für dieses Gespräch!